
IM 17. JAHRHUNDERT - VOM KAMMERGUT ZUR RUINIERUNG
Wie einst die Klöster Gastlichkeit wahrten, stellten die daraus
gewordenen Ämter „staatliche Gasthöfe“ dar. Kurfürsten,
der Hofstaat, in Regierungssachen Reisende mussten aufgenommen
und verpflegt werden. Auch dadurch geriet Chorin in nicht
geringe Schulden. Das Amt wurde mehrfach neu verpachtet, es
wurde vernachlässigt und geriet in die kriegerischen
Auseinandersetzungen des 30-jährigen Krieges.
In dieser Zeit war das Amt obendrein großen Abgabeforderungen
ausgesetzt. So beklagt sich ein Amtsschreiber 1627, dass aus den
Dörfern 350 Pferde gestohlen und 200 Schafe „aufgefressen“
wurden. Das Getreide war vernichtet worden, die Dörfer völlig
zerstört, Vorwerke und Mühle waren wüst.
Obendrein herrschte vielerorts die Pest. Ein Amtsschreiber von
Parstein berichtet 1626, dass wegen der Pest niemand mehr in die
Kirche käme. Krieg, Pest und schlechte Verwaltung führten zum
totalen Ruin des Amtes.
Nach dem Krieg siedelte man Holländer an, da zu wenig
brandenburgische Untertanen da waren. Ein Johann von Ravenstein
bekam das Amt für 20 Jahre verpachtet und siedelte 24 holländische
Familien an. Man lieferte ihnen freies Bauholz. |
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Ravenstein
war nur auf seinen Vorteil bedacht, steckte das Geld in die
eigene Tasche, das gesamte Amt verschlampte, viele Bauern zogen
weg.
Zuweilen gleichen sich doch die Bilder über die
Jahrhunderte.
Schließlich wurde es 1654 an das Schulamt
Joachimsthal verpachtet.
Erneute kriegerische Handlungen, der Durchzug polnischer,
schwedischer
und kaiserlicher Truppen führten zu weiteren Schäden
auch am Kloster
selbst. Dann war endlich ein leichter
wirtschaftlicher Aufwärtstrend im
Amt selbst zu verzeichnen.
1662 übernahm man es wieder in kurfürstliche Verwaltung.
Die Klostergebäude waren vernachlässigt. Das Kirchenschiff war
ohne
Dachsteine, die Gewölbe teilweise eingestürzt. Man
stellte allerorts auf
dem Klosterhof ruinöse Zustände fest.
Sicherlich waren die Wirtschafts-
Gebäude im Krieg alle beschädigt
oder gar zerstört.
Es gibt dazu kaum schriftliche Zeugnisse. |
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Zum
Ende des 17. Jahrhunderts ist auf dem Westflügel wieder ein
Dach.
Im Ostflügel sind Räume für den Kurfürsten
untergebracht. Der Mönchsschlafsaal war kurfürstlicher Saal
geworden.
Zu ihm ging eine Reitertreppe hinauf. Die Mönchslatrine
war zum Vogthaus ausgebaut. Im Abthaus waren die Gemächer für
den
Amtmann. Im Erdgeschoss des Ostflügels befanden sich zu
diesem Zeitpunkt Verwaltungsräume. Im Westflügel waren
Kornhaus
und Ställe eingerichtet. Im ehemaligen Brüdersaal wird 1675 eine
evangelische Kapelle als sogenannte Amtskirche eingerichtet,
da die große Kirche nicht mehr nutzbar ist.
Im Inventar von 1624 wird der Südflügel nicht mehr erwähnt.
Wir finden heute nur noch spärliche Reste des Südflügels vor und die
aufgemauerten Fundamentbereiche des einstigen Brunnenhauses.
Ersetzt werden die fehlenden südlichen Teile von einem beeindruckenden
Bergahorn, der etwa 100 Jahre alt ist.
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